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3.3.5 Wie funktioniert das News-Prinzip?


Sie schreiben auf Ihrem Rechner einen Artikel, senden ihn ab und bekommen Antworten aus aller Welt. Wie kann das funktionieren?

Usenet - Internet

Eigentlich ist es ziemlich einfach. Jeder Rechner, auf dem News gelesen und geschrieben werden kann, hat eine Verbindung zu mindestens einem Nachbar-Rechner, auf dem das News-System ebenfalls vorhanden ist. Die Menge dieser Rechner nennt man das Usenet. Es ist ein >>logisches<< Netz, welches >>darunter<<-liegende andere Netze, wie das Internet oder das UUCP-Netz lediglich als Transportmedium benutzt. (Nebenbei: Auch das Internet ist ein logisches Netz, welches wiederum darunterliegende physikalische Netze zum Transport benutzt). Ein häufiges Mißverständnis ist hier die Annahme, daß das Internet und das Usenet dasselbe seien. Das ist falsch: vielmehr werden auf einem (großen) Teil des Internet die Net-News transportiert. Dieser Teil des Internet ist damit gleichzeitig Teil des Usenet. Das umgekehrte gilt jedoch nicht: nicht alle Rechner, welche die Net-News transportieren, sind gleichzeitig Internet-Rechner.
Internet  und Usenet  sind zwei verschiedene (logische) Netze. Sie haben aber eine große gemeinsame Schnittmenge. D.h., es gibt viele Rechner, die sowohl Teil des Usenet als auch Teil des Internet sind.
Wenn zwei Usenet-Rechner miteinander kommunizieren, dann stellen sie zunächst fest, ob der Partner entweder noch News-Daten zu senden oder zu empfangen hat. Ist wenigstens eins von beiden der Fall, so werden die offenen Anforderungen erfüllt. D.h., die News-Datenströme fließen über die beteiligten Rechner und füllen die jeweiligen Defizite auf. Daher heißt dieses Prinzip der Datenkommunikation auch der Flood-and-Fill-Algorithmus. Es gibt daneben etliche andere Prinzipen, nach denen Datenströme über Computernetze fließen. Der Flood-and-Fill-Algorithmus ist eine der sichersten und robustesten Methoden. Auf diesem Wege verbreiten sich die Netznachrichten sehr schnell auf der ganzen (Rechner-) Welt. Wenn die beteiligten Rechner über Standleitungen verbunden sind, ist ein Artikel aus Deutschland im allgemeinen innerhalb einer Stunde auch am anderen Ende der Welt angekommen. Bei temporären Wählverbindungen hingegen, wie sie im UUCP-Netz üblich sind, kann es hingegen schon mal ein bis zwei Tage dauern (was immer noch wesentlich schneller als die >>snail-mail<< ist).

Die Organisation der Newsgruppen

Ebenso gehört zur Funktionsweise des Usenet die Organisation der Newsgruppen. In den vorangegangenen Beispielen haben Sie bereits die verschiedensten, mehr oder weniger zufällig oder nach Geschmack des Autors ausgewählten Gruppen gesehen. Wenn Sie eine möglichst vollständige Liste aller Themen interessiert, finden Sie in Anhang A.2 die deutschsprachigen Newsgruppen sowie eine Anleitung, wie Sie sich die meisten internationalen beschaffen können. Woher kommen nun gerade diese Themen? Könnten Sie als Anwender, der sein Lieblingsthema vermißt, ebenfalls neue Themengebiete einbringen?

Ja, Sie können. Allerdings mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Am einfachsten kann ohne viel Aufwand jeder Teilnehmer des Usenet ein neues Themengebiet unter denjenigen Newsgruppen einführen, die mit dem Kürzel >>alt<< anfangen (>>alt<< steht für die alternative Art, Newsgruppen einzuführen). Alle diejenigen Newsgruppen, die mit dem Kürzel >>alt<< anfangen, nennt man die alt-Hierarchie .


Tip: Falls Ihnen das Leben zu schwer vorkommt - lesen Sie: alt.psychology.help ;-)
Ebenso gibt es weitere Hierarchien, die jeweils nach dem linken Namenskürzel benannt sind. Dieser linke Teilname steht als Abkürzung für alle darunter (daher: Hierarchie) angeordneten Themen.
comp             Computerthemen (die comp-Hierarchie usw.)        
sci              wissenschaftliche (scientific) Themen          
soc              soziale (social) Themen                 
talk             Diskussionen über alles mögliche, wobei die       
                    Diskussion als solche im Vordergrund steht       
news             Themen zu den Net-News selber              
rec              freizeitorientierte (recreational) Themen        
misc             >>verschiedenes<< (miscellaneous), d.h. alles, was   
                    nirgendwo sonst hinpaßt                 
Die Gruppe dieser sieben Hierarchien nennt man auch die >>big-7<< oder die Mainstream-Hierarchien . Sie definieren das Usenet im engeren Sinne: alle Rechner weltweit, welche die zu diesen sieben Hierarchien gehörigen Newsgruppen führen, gehören zum Usenet im engeren Sinne.

Um die Namensbildung der Newsgruppen  an einem Beispiel zu veranschaulichen, betrachten wir die Gruppe mit dem Namen comp.unix.questions. Sie gehört zur Mainstream-Hierarchie der comp-Gruppen (Computerthemen), beschäftigt sich mit dem Betriebssystem Unix und behandelt Fragen (questions) dazu. In dieser Art sind die Namen der Newsgruppen grundsätzlich aufgebaut - hierarchisch von links nach rechts.

Um in diesen Mainstream-Hierarchien ein neues Themengebiet zu schaffen, ist ein genau definiertes Abstimmungsverfahren über das Netz vorgeschrieben. Fällt dieses positiv aus, wird die neue Newsgruppe von den Betreibern der Newsserver eingerichtet. Letztlich ist natürlich dennoch kein Rechnerbetreiber dazu gesetzlich verpflichtet - er kann von Fall zu Fall auch anders entscheiden. Er riskiert lediglich, daß seine Kunden zu einem Betreiber wechseln, der sich auch an die Regeln des Usenet hält.

In der Aufzählung bisher vermißt haben Sie sicher schon die deutschsprachigen Newsgruppen, also die, die mit dem linken Teilnamen >>de<< anfangen. Sie gehören zu den regionalen Gruppen, hier für die (weltweit gesehen: kleine) Region Deutschland. Ebenso gibt es tausende weiterer regionaler Gruppen, die entweder auf ein Land (wie z.B. >>fr<< für Frankreich) oder auch nur auf eine bestimmte Region (wie z.B. >>hannover<< für den Großraum Hannover) bezogen sind. Würde man alle diese regionalen Gruppen zusammenzählen, käme man auf weit über 10000 - bisher hat sie jedoch niemand gezählt, und es gibt keine Liste, die sie erfaßt. In jeder Regional-Hierarchie gibt es nun wieder eigene Regeln zur Schaffung neuer Newsgruppen, die aber im allgemeinen an die internationalen Gebräuche angelehnt sind. Wir wollen diese Regeln hier nicht im einzelnen erläutern - Sie werden sie im Usenet finden, wenn Sie sie brauchen (und wenn Sie sie nicht finden, dann sollten Sie auch noch nicht versuchen, eine neue Newsgruppe ins Leben zu rufen ;-)).


Geschichten, die das Usenet schrieb ...
- Teil 3

Bei der Entwicklung des Elektroautos (siehe: Geschichten, die ... - Teil 2) stellte sich das Problem, für ein automatisches Getriebe ein Öl zu verwenden, das es erlaubt, auf einfache Art und Weise das übertragene Drehmoment einzustellen. Hierzu kann ein elektroviskoses Öl dienen, das seine Zähigkeit durch Anlegen einer elektrischen Spannung verändert. Solche Öle werden auch >>electro-rheological fluids<< (kurz: ER-Fluids) genannt.

Die Firma suchte also Informationen über Eigenschaften, Bezugsquellen, Herstellung und Literaturangaben zu elektroviskosen Ölen. Hierzu wurde die folgende, recht vage formulierte Anfragen in der internationalen Newsgruppe sci.mech.fluids >>gepostet<<:

Mon, 06 Feb 1995 21:15:47     sci.mech.fluids           Thread   14 of   82
Lines 0 electro-viscos oil 5 responses
wil@ere.sid.de Wilfried Ostermann

I have a question for a friend of mine without Usenet access about
electro-viscos oil. I'm not even sure about the proper name: ment
are oils, which change their viscosity with electric currency.


Does anyhave have any information about that? Any pointers welcome.
Where might it be possible to buy? At what prices? Is a table of
the properties of such oil available?

Thank you very much!

Wilfried
--
Wilfried Ostermann wil@ehre.sid.de
Diese Frage erbrachte auszugsweise die folgenden Ergebnisse.

1. Kleine Einführung in die Funktionsweise und Herstellung:

> The ER fluids work by having particles in them which form 'chains' when a voltage 
> is applied. This increases the fluid viscosity until it is eventually solidified
> when the voltage is high enough. I think that the thermal conductivity is also
> affected. If you want to make an ER fluid, i'm pretty sure i remember that water
> and cornstarch will work. Of course, then you have to create voltages on the
> order of 1-2 kV/mm (voltage difference per fluid gap).
2. Literaturangabe:
> Automotive Industries, Sept. 1988 p.68-9
> Journal of Dynamic Systems, Measurment, and Control March 1989, v111 p91
3. Herstellerfirma:
> Ferrofluids Corporation
> 144 Middlesex Turnpike, Burlington, Mass 01803 (617)-272.5206, USA
4. Weitere Literaturangaben:
> Jordan, Th. C.; Shaw, M. T.; Electrorheology; IEEE Transactions on Electrical 
> Insulation 24(5), pp.849(1989)
>
> Block, H.; Kelly, J. P.; Electro-rheology; J. Phys. D: Appl. Physics 21, pp.
> 1661 (1988)
5. Ein einfaches Rezept zur Herstellung:
> A very cheap ER fluid is silicon oil (or mineral or motor oil) and starch.
>
> The important thing to remember about ER fluids is that high voltages can and
> will kill.


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