Telnet was ist das?
Jeder Benutzer auf jedem direkt ans Internet angeschlossenen Rechner kann sich
grundsätzlich auf jeden anderen Rechner einloggen und dessen
Zentralprozessor mehr oder weniger sinnvolle Dinge tun lassen. Voraussetzung
dazu ist zum einen, daß auf beiden Rechnern ein entsprechendes Programm
läuft - Telnet
.
Zum anderen, daß der Benutzer eine Zugangskennung, quasi den
Schlüssel, besitzt. Beides muß der Betreiber des Zielrechners
organisieren.
Die Zugangskennung setzt sich aus ein oder zwei >>Schlüsselwörtern<< zusammen, dem Login-Namen und dem Paßwort (häufig auch Kennwort genannt). Viele Internet-Computer besitzen über diese einem individuellen Benutzer zugeteilte Kennung hinaus öffentliche Zugänge, über die sich jeder Interessierte einloggen kann. Ein Interesse wird dabei dann bestehen, wenn der Zielrechner dem Anrufer etwas zu bieten hat. Das kann z.B. bei Großrechnern die Rechenleistung sein, oder es kann auch der Zugriff auf eine im Dialog abzufragende Datenbank oder eine andere Informationsquelle sein.
Falls Sie z.B. die Wettervorhersage für Nordamerika interessiert, so können Sie auf den Rechner mit dem Namen downwind.sprl.umich.edu mittels des Telnet-Programms zugreifen. Sie können dann eine kurz-, mittel- oder langfristige Vorhersage abfragen. Das entsprechende Kommando, das Sie Ihrem Internet-Rechner dazu eingeben müssen, lautet:
telnet downwind.sprl.umich.edu 3000Dies führt in einen menügesteuerten Abfragedialog. Falls Sie jetzt wissen wollen, ob und wo ein solcher Service für Europa oder Deutschland existiert (Genaueres dazu in Kapitel 5.4), müssen wir leider noch feststellen, daß die USA uns hier mal wieder weit voraus sind. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn das Internet hat dort mittlerweile sein 25jähriges Jubiläum hinter sich. In Deutschland hingegen datieren die ersten Anfänge ungefähr auf das Jahr 1985, reichen also ca. 10 Jahre zurück, in nennenswertem Umfang gibt es Internet-Zugänge hierzulande erst seit etwa 1990.
FTP der Schlüssel zu den Software- und anderen Archiven
Die im vorigen Abschnitt kurz beschriebene Netz-Dienstleistung Telnet dient
dazu, einen Dialog mit einem anderen Netzrechner zu führen. Zur
Übertragung größerer Datenbestände, seien es Programme
oder auch Texte, gibt es im Internet die Dienstleistung
FTP
(
File
Transfer Protocol). Hiermit ist ebenfalls ein Einloggen auf alle anderen
Rechner des Netzes möglich, wiederum mit den gleichen Voraussetzungen wie
bei Telnet: auf dem Zielrechner muß ein entsprechendes Programm laufen,
und es muß eine Zugangskennung bestehen.
Hier ist es noch häufiger üblich, öffentliche Zugänge anzubieten, über die sich jeder Teilnehmer Progamme oder Daten auf seinen Rechner laden kann (statt laden sagt der Jargon gerne >>herunterladen<<, diese Wortbildung stammt von engl. >>download<<). Anders als bei den E-Mail-Adressen gibt es eine Liste solcher Rechner, die diesen Service anbieten. Die Liste umfaßt derzeit etwa 1600 Computer in aller Welt und enthält auch eine kurze Inhaltsbeschreibung des jeweiligen Archivs. Wie Sie an diese Liste kommen können, ist in Kapitel 3.7 beschrieben.
Sie werden sich vielleicht an dieser Stelle fragen, wie sie denn jeweils bei den 1600 Rechnern denjenigen finden können, auf dem ein bestimmtes Programm zu holen ist. Die im vorigen Absatz genannte Liste enthält nur grobe Informationen über den Inhalt, nicht jedoch das komplette Verzeichnis. Hierzu bietet das Internet einen weiteren Service mit dem Namen Archie an. An dieser Stelle wollen wir es aber bei diesem Hinweis bewenden lassen - näheres folgt in Kapitel 3.6.
World-Wide-Web das >>weltweite Gewebe<<
Alle zuvor beschriebenen Dienste des Internet bieten dem Benutzer zwar einiges
an Möglichkeiten, sie sind jedoch in ihrer Bedienung nicht immer einfach.
So muß ein Benutzer, der eine Verbindung zu einem Rechner aufbaut, um
bestimmte Daten zu erreichen, zumindest den Namen des Ziel-Computers kennen.
Der Name selbst interessiert ihn jedoch eigentlich nicht, sondern ihn
interessiert die Information. Außerdem muß ein Benutzer einiges an
Tipparbeit leisten, um zum Ziel zu kommen - eine Arbeit, die im Zeitalter von
Windows und Mausklicks dabei ist, aus der Mode zu kommen. Der von Windows
verwöhnte Benutzer möchte auch für den Umgang mit dem Internet
nicht auf den gewohnten Bedienungskomfort verzichten. Aber das allein war nicht
ausschlaggebend für den >>Sprung nach vorn<<, der mit der
Konzeption des World-Wide-Web
gemacht wurde. Dazu gehört vor allen Dingen die Möglichkeit,
multimediale Anwendungen integrieren zu können, d.h. die
Möglichkeit, auch Bild-, Ton- und Videoinformationen auf sehr einfache
Weise benutzen zu können.
Daher wurde in den letzten Jahren ein neuer Ansatz entwickelt, der in der Lage ist, all diese Anforderungen zu realisieren: Navigieren im Netz ohne Kenntnis der physikalischen Struktur mit einfachen Mausklicks auf einer grafischen Benutzeroberfläche. Das dahinterstehende Konzept wurde we-sentlich am europäischen Forschungszentrum für Kernphysik (CERN) in Genf entwickelt und ist unter dem Namen WWW oder W3 , als Abkürzung für World-Wide-Web, bekannt geworden. Der Name charakterisiert das Gebilde treffend: ein weltweites >>Gewebe<< aus über das Internet verbundenen Rechnern, die sich gegenseitig >>kennen<<. Um die Verbindung zu einem anderen Rechner herzustellen, ist es nicht mehr nötig, dessen Namen einzutippen, sondern ein Mausklick in einem Text auf bestimmte Schlüsselwörter oder auf ein Bild, zu dem weitere Informationen gewünscht werden, stellt die Verbindung zum Zielrechner automatisch her.
Die Benutzung dieses Service erlaubt es weiterhin, auch die meisten anderen Dienste, wie das Versenden von Mail, das Lesen der Net-News oder FTP- und Archie-Anwendungen, unter einer Benutzeroberfläche durchzuführen. Damit muß der Anwender nicht mehr eine Vielzahl einzelner Programmdialoge erlernen, sondern nun ist alles >>unter einem Dach<<. Dabei ist diese Benutzeroberfläche sogar weitgehend unabhängig von der jeweiligen Betriebssystemoberfläche des Rechners; d.h., der Anwender findet sowohl unter Unix/XWindow, als auch unter MS-DOS/Windows und dem Macintosh die gleiche Art der Bedienung vor. Mit der leichten und intuitiv erlernbaren Bedienbarkeit des Internet über das WWW ist in jüngster Zeit auch die Öffung für den kommerziellen Bereich rasch vorangeschritten. In den USA ist der Anteil der kommerziellen Nutzer bereits in der absoluten Mehrheit, in Deutschland dürften derzeit die Universitäten, Hochschulen und andere Bildungseinrichtungen noch die Mehrheit ausmachen.
Anwendungen, bei denen der Benutzer sich mit Mausklicks in einem >>virtuellen Kaufhaus<< bewegt, sich einzelne Produkte genauer anschaut und schließlich durch Mausklick kauft, sind bereits erfolgreicher Teil des Netzes. Hier ist das Realität, was BTX einst versprochen hat (und nie halten konnte). Beim Verlassen des virtuellen Kaufhauses wird der Kunde allerdings nach der realen Nummer seiner realen Kreditkarte gefragt, und dabei ist es dann mit der Virtualität vorbei.
Andere kommerzielle Nutzungen dieses relativ neuen Dienstes sind grafisch ansprechend gestaltete Werbeseiten, auf denen Firmen ihre Produkte anbieten. Solche Werbeseiten können auch auf Fremdrechnern gemietet werden. Auf diese Weise spart die Firma den Betrieb eines eigenen WWW-Computers und ist trotzdem im Netz präsent.
Das World-Wide-Web ist dabei, das Gesicht des Internet in vielerlei Hinsicht zu verändern. Es ist der Service mit den höchsten Zuwachsraten, der auch die Ursache für die weiterhin außergewöhnlichen Steigerungsraten der Internet-Teilnehmer ist.