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3.7 FTP Zugriff auf die Datenarchive des Internet


Wie alle anderen Internet-Werkzeuge ist auch FTP unter Unix entstanden. Das Programm in seiner Ursprungsversion ist zeilenorientiert. Diese Ursprungsversion wird im folgenden vorgestellt. Die Bedienung der FTP-Programme mit grafischer Oberfläche auch unter anderen Betriebssystemen sollte nach dem Verständnis des Grundprinzips unproblematisch sein. Der FTP-Dienst wird durch das Kommando >>ftp<< auf dem eigenen Rechner aufgerufen. Dem Kommando sollte der Name oder die numerische Adresse des Zielsystems folgen. Beim Zielsystem führt die Anfrage dazu, daß der dortige FTP-Server-Daemon mit dem anrufenden Client eine Verbindung aufbaut und ein FTP-Login ermöglicht. Das folgende Beispiel zeigt das Prinzip:

$ ftp shar.sidney.com.au
Connected to shar.sidney.com.au.
220 behre FTP server (Linux shar 1.09 05/12/94 i486) ready.
Name (behre.han.de:root): wsb
Password (behre.han.de:wsb): MyWord
331 Password required for wsb.
230 User wsb logged in.
Remote system type is UNIX.
Using binary mode to transfer files.
ftp>
Es ist dem Telnet-Dialog recht ähnlich, auch hier sind ein Login-Name und ein Paßwort einzugeben. Allerdings kann nach erfolgreichem Eingangsdialog nicht mit der üblichen Unix-Benutzeroberfläche des Zielrechners (der sogenannten Shell) gearbeitet werden, sondern diese Verbindung erlaubt nur eine begrenzte Zahl von Aktionen. Sie haben alle mit der Dateiübertragung zum oder vom anderen Rechner zu tun. Angezeigt wird dies durch den anderen Prompt des Host, die Ausgabe >>ftp><<. Wenn Sie sich jetzt fragen, wie es weitergeht, so erinnern Sie sich an Kapitel 3.2.1 (wenn unter Unix unbekannt ist, welche Eingaben möglich sind, hilft das Kommando <<?<<):
ftp> ?
Commands may be abbreviated. Commands are:

! debug mget pwd status
$ dir mkdir quit struct
account disconnect mls quote system
append form mode recv sunique
ascii get modtime reget tenex
bell glob mput rstatus trace
binary hash newer rhelp type
bye help nmap rename user
case idle nlist reset umask
cd image ntrans restart verbose
cdup lcd open rmdir ?
chmod ls prompt runique
close macdef proxy send
cr mdelete sendport site
delete mdir put size
ftp>
Hier sehen Sie sämtliche nun zulässigen Kommandos. Die Fülle mag zunächst eher erschrecken, aber ein neues Kommando >>help KommandoName<< kann weitere Informationen über jedes Kommando liefern, z.B.:
ftp> help send
send            send one file
ftp> 
Als >>normaler<< Anwender werden Sie nur sechs dieser FTP-Kommandos  gebrauchen:
send Datei        Senden einer Datei                
get Datei         Empfangen einer Datei              
binary            Einschalten des binären Übertragungsmodus    
                        für Binärdateien                 
cd Verzeichnis    Verzeichniswechsel                
dir (oder: ls -l) Anzeigen des Inhalts eines Verzeichnisses    
quit              Beenden der Verbindung              
Unter grafischen Benutzeroberflächen werden Ihnen diese Kommandos in Form von Buttons (Schaltknöpfen/-flächen) angeboten. Die folgende Abbildung 3.4 zeigt die Oberfläche des Programms WS_FTP unter MS-Windows. (Hier hilft im Zweifelsfalle die Schaltfläche >>Help<< weiter.)

Ebenso wie es für Telnet öffentliche Zugänge ohne Paßwortabfrage gibt, gibt es sie auch für FTP, und zwar in noch stärkerem Maße. Und genau diese Zugänge sind es, die zu den 1600 öffentlichen Datenarchiven, den FTP-Servern führen. Da hier ein anonymes Login möglich ist, werden sie meist als Anonymous-FTP-Server  bezeichnet, kurz: aftp .

Als Login-Name ist >>ftp<< oder >>anonymous<< einzugeben, als Paßwort die eigene E-Mail-Adresse (Tip für Kenner: Es ist zwar unhöflich, statt der E-Mail-Adresse einfach ein Minus-Zeichen einzugeben - also sich quasi nicht vorzustellen -, aber wenn einmal Eile geboten ist, ist es wesentlich einfacher zu tippen und funktioniert meist auch). Ein kurzes Beispiel folgt im nächsten Abschnitt und ein ausführlicher FTP-Dialog ist in Kapitel 5.3 dargestellt.


Die Anomymous-FTP-Server (aftp) enthalten Datenbestände (Programme, Texte, Bilder, Videosequenzen, Musik) von gigantischen Ausmaßen.

Wie bekomme ich die Liste aller Anomymous-FTP-Server weltweit?

Sie bekommen die Liste über den Dienst FTP, denn auch diese Information ist in Form von Dateien auf aftp-Servern verfügbar. Sie finden sie z.B. auf dem Rechner rtfm.mit.edu (einer der größten Server weltweit) im Verzeichnis usenet/news.answers/ftp-list/sitelist.

Dort lagern 18 Dateien mit den Namen part1 bis part 18, welche die gesuchte Information enthalten. Zur Übertragung sind folgende Schritte notwendig, die beispielhaft auch das allgemeine Vorgehen zeigen:

  1. Einloggen beim Zielrechner:
           ftp rtfm.mit.edu
  2. Eingabe des Login-Namens:
           ftp
  3. Eingabe des Paßwortes: Das ist die eigene E-Mail-Adresse, also z.B.:
           wsb@behre.han.de
  4. Verzweigen ins Zielverzeichnis:
           cd pub/usenet/news.answers/ftp-list/sitelist
  5. Übertragen der Dateien:
           get part1
           get part2
           get part3
             usw.
           get part18
    
  6. Beenden der Verbindung:
           quit
Für den fünften Schritt gibt es natürlich auch eine einfachere Methode, um viele Dateien auf einmal mit weniger Schreibarbeit zu übertragen. Dies finden Sie mit den help-Kommandos heraus: >>help mget<< und >>help prompt<<. Dadurch wird das Tippen sehr viel einfacher; Schritt 5 lautet mit dieser einfacheren Methode:

5. Übertragen der Dateien:
a) Ausschalten der Abfragen: prompt
b) Übertragen aller Dateien: mget *

Finger Informationen über andere Netzteilnehmer

Das Internet ermöglicht es, daß Sie sich mit jedem anderen Teilnehmer auf der Welt direkt per Tastatur und Bildschirm unterhalten können. Wie das konkret gemacht wird, ist in den folgenden beiden Abschnitten beschrieben. Bevor Sie sich jedoch mit jemandem unterhalten wollen, ist es sinnvoll zu wissen, ob diese Person momentan überhaupt an einem Internet-Rechner arbeitet (eine Umwandlung eines Internet-Anrufes zu einem Telefonklingeln gibt es bisher noch nicht).

Mit dem Werkzeug Finger können Sie meist feststellen, ob jemand momentan erreichbar ist. Häufig können Sie mit diesem Tool auch noch mehr über die gewünschte Person erfahren, z.B., seit wann sie am Internet aufgeschaltet ist, ihre Telefonnummer, ob Mail gelesen wurde usw. Die letzteren Angaben sind jedoch stark von den jeweiligen lokalen Gegebenheiten abhängig. Je größer die Angst vor vermeintlichen Eindringlingen in vermeintliche Privatsphären ist, desto geringer wird die Information sein. Unter Umständen kann das Finger-Werkzeug auch komplett abgeschaltet sein.

Die Benutzung ist denkbar einfach, nach dem Kommando >>finger<< ist der Login-Name eines anderen Benutzers anzugeben. Befindet sich der andere Benutzer nicht auf dem gleichen Rechner, so ist zusätzlich, durch das @-Zeichen getrennt, der Rechnername erforderlich. Das folgende Beispiel zeigt die Anwendung:

$ finger js@shar.sidney.com.au
[shar.sidney.com.au]
Login name: js In real life: Jane Smith
Directory: /usr/js Shell: /bin/sh
On since Jan 27 20:57 on ttyp2
Plan:
I like - shark hunting
- longdrinks
- shortcuts
$
In diesem Beispiel wird an relevanten Informationen folgendes angezeigt: Das Finger-Werkzeug kann nur rechnerbezogen ein- oder ausgeschaltet sein. Der einzelne Benutzer kann es nicht für sich allein abschalten, wenn es ihm nicht gefallen sollte, daß weltweit jeder Informationen über ihn einholen kann. Er kann allerdings die Ausgaben des finger-Kommandos in sehr weitem Maße selbst beeinflußen, er kann auch verhindern, daß sein wirklicher Name angezeigt wird (unter Unix meist mit dem chfn-Kommando). Selbstverständlich gibt es dieses Werkzeug auch unter MS-Windows und anderen Betriebssystemen.


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