Wie alle anderen Internet-Werkzeuge ist auch FTP unter Unix entstanden. Das Programm in seiner Ursprungsversion ist zeilenorientiert. Diese Ursprungsversion wird im folgenden vorgestellt. Die Bedienung der FTP-Programme mit grafischer Oberfläche auch unter anderen Betriebssystemen sollte nach dem Verständnis des Grundprinzips unproblematisch sein. Der FTP-Dienst wird durch das Kommando >>ftp<< auf dem eigenen Rechner aufgerufen. Dem Kommando sollte der Name oder die numerische Adresse des Zielsystems folgen. Beim Zielsystem führt die Anfrage dazu, daß der dortige FTP-Server-Daemon mit dem anrufenden Client eine Verbindung aufbaut und ein FTP-Login ermöglicht. Das folgende Beispiel zeigt das Prinzip:
$ ftp shar.sidney.com.auEs ist dem Telnet-Dialog recht ähnlich, auch hier sind ein Login-Name und ein Paßwort einzugeben. Allerdings kann nach erfolgreichem Eingangsdialog nicht mit der üblichen Unix-Benutzeroberfläche des Zielrechners (der sogenannten Shell) gearbeitet werden, sondern diese Verbindung erlaubt nur eine begrenzte Zahl von Aktionen. Sie haben alle mit der Dateiübertragung zum oder vom anderen Rechner zu tun. Angezeigt wird dies durch den anderen Prompt des Host, die Ausgabe >>ftp><<. Wenn Sie sich jetzt fragen, wie es weitergeht, so erinnern Sie sich an Kapitel 3.2.1 (wenn unter Unix unbekannt ist, welche Eingaben möglich sind, hilft das Kommando <<?<<):
Connected to shar.sidney.com.au.
220 behre FTP server (Linux shar 1.09 05/12/94 i486) ready.
Name (behre.han.de:root): wsb
Password (behre.han.de:wsb): MyWord
331 Password required for wsb.
230 User wsb logged in.
Remote system type is UNIX.
Using binary mode to transfer files.
ftp>
ftp> ?Hier sehen Sie sämtliche nun zulässigen Kommandos. Die Fülle mag zunächst eher erschrecken, aber ein neues Kommando >>help KommandoName<< kann weitere Informationen über jedes Kommando liefern, z.B.:
Commands may be abbreviated. Commands are:
! debug mget pwd status
$ dir mkdir quit struct
account disconnect mls quote system
append form mode recv sunique
ascii get modtime reget tenex
bell glob mput rstatus trace
binary hash newer rhelp type
bye help nmap rename user
case idle nlist reset umask
cd image ntrans restart verbose
cdup lcd open rmdir ?
chmod ls prompt runique
close macdef proxy send
cr mdelete sendport site
delete mdir put size
ftp>
ftp> help send send send one file ftp>Als >>normaler<< Anwender werden Sie nur sechs dieser FTP-Kommandos gebrauchen:
send Datei Senden einer Datei get Datei Empfangen einer Datei binary Einschalten des binären Übertragungsmodus für Binärdateien cd Verzeichnis Verzeichniswechsel dir (oder: ls -l) Anzeigen des Inhalts eines Verzeichnisses quit Beenden der VerbindungUnter grafischen Benutzeroberflächen werden Ihnen diese Kommandos in Form von Buttons (Schaltknöpfen/-flächen) angeboten. Die folgende Abbildung 3.4 zeigt die Oberfläche des Programms WS_FTP unter MS-Windows. (Hier hilft im Zweifelsfalle die Schaltfläche >>Help<< weiter.)
Ebenso wie es für Telnet öffentliche Zugänge ohne Paßwortabfrage gibt, gibt es sie auch für FTP, und zwar in noch stärkerem Maße. Und genau diese Zugänge sind es, die zu den 1600 öffentlichen Datenarchiven, den FTP-Servern führen. Da hier ein anonymes Login möglich ist, werden sie meist als Anonymous-FTP-Server bezeichnet, kurz: aftp .
Als Login-Name ist >>ftp<< oder >>anonymous<< einzugeben, als Paßwort die eigene E-Mail-Adresse (Tip für Kenner: Es ist zwar unhöflich, statt der E-Mail-Adresse einfach ein Minus-Zeichen einzugeben - also sich quasi nicht vorzustellen -, aber wenn einmal Eile geboten ist, ist es wesentlich einfacher zu tippen und funktioniert meist auch). Ein kurzes Beispiel folgt im nächsten Abschnitt und ein ausführlicher FTP-Dialog ist in Kapitel 5.3 dargestellt.
Dort lagern 18 Dateien mit den Namen part1 bis part 18, welche die gesuchte Information enthalten. Zur Übertragung sind folgende Schritte notwendig, die beispielhaft auch das allgemeine Vorgehen zeigen:
ftp rtfm.mit.edu
ftp
wsb@behre.han.de
cd pub/usenet/news.answers/ftp-list/sitelist
get part1 get part2 get part3 usw. get part18
quit
5. Übertragen der Dateien:
a) Ausschalten der Abfragen: prompt
b) Übertragen aller Dateien: mget *
Finger Informationen über andere Netzteilnehmer
Das Internet ermöglicht es, daß Sie sich mit jedem anderen
Teilnehmer auf der Welt direkt per Tastatur und Bildschirm unterhalten
können. Wie das konkret gemacht wird, ist in den folgenden beiden
Abschnitten beschrieben. Bevor Sie sich jedoch mit jemandem unterhalten wollen,
ist es sinnvoll zu wissen, ob diese Person momentan überhaupt an einem
Internet-Rechner arbeitet (eine Umwandlung eines Internet-Anrufes zu einem
Telefonklingeln gibt es bisher noch nicht).
Mit dem Werkzeug Finger können Sie meist feststellen, ob jemand momentan erreichbar ist. Häufig können Sie mit diesem Tool auch noch mehr über die gewünschte Person erfahren, z.B., seit wann sie am Internet aufgeschaltet ist, ihre Telefonnummer, ob Mail gelesen wurde usw. Die letzteren Angaben sind jedoch stark von den jeweiligen lokalen Gegebenheiten abhängig. Je größer die Angst vor vermeintlichen Eindringlingen in vermeintliche Privatsphären ist, desto geringer wird die Information sein. Unter Umständen kann das Finger-Werkzeug auch komplett abgeschaltet sein.
Die Benutzung ist denkbar einfach, nach dem Kommando >>finger<< ist der Login-Name eines anderen Benutzers anzugeben. Befindet sich der andere Benutzer nicht auf dem gleichen Rechner, so ist zusätzlich, durch das @-Zeichen getrennt, der Rechnername erforderlich. Das folgende Beispiel zeigt die Anwendung:
$ finger js@shar.sidney.com.auIn diesem Beispiel wird an relevanten Informationen folgendes angezeigt:
[shar.sidney.com.au]
Login name: js In real life: Jane Smith
Directory: /usr/js Shell: /bin/sh
On since Jan 27 20:57 on ttyp2
Plan:
I like - shark hunting
- longdrinks
- shortcuts
$