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3.10.2 WWW - Navigation im Netz mit Mausklicks und Multimedia


Da es Brauch ist, das Schönste für den Schluß aufzuheben, sind wir auch in diesem Kapitel so verfahren. Einen kleinen Eindruck vom WWW oder W3 haben Sie bereits in Kapitel 1.4 bekommen. Unter Unständen ist es gut, vor der Lektüre des vorliegenden Kapitels dort noch einmal nachzulesen. Die Bedienung einer WWW-Oberfläche wie z.B. Netscape oder Mosaic sollte für einen Benutzer, dem der Umgang mit Icons eine vertraute Sache ist, einigermaßen selbsterklärend sein. Wir werden in diesem Kapitel einige Hinweise für die ersten Hürden geben. Der Rest wird von selbst gehen, wenn die Prinzipien des Internet aus den vorigen Abschnitten und Kapiteln deutlich geworden sind. Die Bedienung des konkreten WWW-Programms (genauer: des WWW-Clients oder Browsers) setzt aber ebenfalls voraus, daß man eine ungefähre Vorstellung vom dahinterliegenden Prinzip hat. Wenn Sie Ihr WWW-Wissen erweitern wollen, so ist das Buch >>Das WWW-Kompendium<< von Rainer Klute [16] dafür gut geeignet. (Wenn Sie bereits einen Internet-Zugang haben, können Sie es über WWW auch am Bildschirm lesen: URL=http:// www.nads.de/~klute/WWW-Kompendium/; was diese Angabe zu bedeuten hat, erfahren Sie im folgenden).

Das WWW-Prinzip

Das WWW-Prinzip beruht auf der Verknüpfung von Rechnern und ihren Datenbeständen durch sogenannte Links , auch Hyperlinks  genannt. Das Wort >>Link<< heißt übersetzt einfach >>Verbindung, Verknüpfung<<. >>Verbunden<< werden Rechner und ihre Daten (resourcen). Die jeweilige Verbindung wird durch Internet-Kommandos hergestellt, die der Benutzer durch einfaches Anklicken von Text- oder Bildsymbolen ausführt. Dabei >>sieht<< der Benutzer im Normalfall nicht das möglicherweise komplizierte dahinterstehende Kommando, sondern das hat der Programmierer in ein WWW-Programm verpackt. Die Programmiersprache des WWW heißt HTML  (HyperText Markup Language). Ein Hypertext  ist dabei mehr als ein normaler Text - er enthält Worte oder Bilder, die beim Anklicken automatisch Aktionen auslösen, wie z.B. eine Verbindung zu anderen Rechnern und ihren Ressourcen (engl. resourcen: Quellen, gemeint sind Datenquellen) aufbauen. Die Worte >>Markup Language<< beschreiben die Art der Programmierung: der Orginaltext bekommt Markierungen, hinter denen Internet-Werkzeuge stehen. Diese hinter der normalen sichtbaren Oberfläche des WWW liegenden Programme kann jeder Benutzer durch Mausklick auch ansehen, so daß die zunächst unsichtbaren Kommandos auf Wunsch sichtbar gemacht werden können. Wenn Sie zum Thema HTML Genaueres nachlesen wollen: Rainer Klute, HTML und HTTP: Hypertext Markup Language und Transfer Protokoll. In: iX 3/94. [17] Der Artikel enthält auch eine Reihe weiterer Literaturangaben.
Die Programmiersprache des WWW heißt HTML - HyperText Markup Language. Sie macht aus einem einfachen Text ein vernetztes Gebilde, in dem sich Anwender durch Mausklicks bewegen können.
Organisiert sind die WWW-Informationen in >>Seiten<<, meist mit dem englischen Orginalbegriff pages bezeichnet. Die Seiten können jeweils einer Bildschirmseite entsprechen, können aber auch wesentlich länger (oder kürzer) sein. Das legt der Programmierer einer solchen Seite durch sein HTML-Programm fest.

Der URL

Der Zugriff auf die Ressourcen des Internet geschieht im WWW über sogenannte Uniform-Resource-Locator, kurz URL genannt. Wörtlich übersetzt also >>einheitlicher-Quellen-Auffinder<<, eine Art von WWW-Adresse. Diese Adresse setzt sich aus drei Teilen zusammen:

  1. dem angeforderten Dienst oder Werkzeug, z.B. FTP
  2. dem Namen des Rechners, auf dem dieses Werkzeug benutzt werden soll, z.B. ftp.rrzn.uni-hannover.de
  3. der Angabe des Pfadnamens auf diesem Rechner, z.B. pub/special/lists
Daraus wird der URL so zusammengesetzt:

Dienst://Rechnername/Pfadname

Das ergibt z.B.:

ftp://ftp.rrzn.uni-hannover.de/pub/special/lists Im obigen Beispiel wird der Dienst FTP benutzt. Mit dieser Angabe kann von einem WWW-Client aus eine FTP-Anwendung aufgerufen werden. Es ist also auch ein Beispiel für die Universalität des WWW-Konzeptes, welches die verschiedenen Internet-Tools unter einem Dach zusammenbringt.

Der Weg zur Information ist somit im WWW - im Gegensatz zu Gopher - nicht hierarchisch strukturiert, vielmehr geht die Informationssuche über die Links auf oft verschlungenen Pfaden. Das macht die Informationssuche nicht immer einfacher. Daher wird an der Technischen Universität Graz an einem Projekt gearbeitet, welches die Vorteile verschiedener Suchstrategien miteinander verbinden soll. Das Projekt hat den Namen Hyper-G  und verbindet Eigenschaften von WWW, Gopher und anderen Werkzeugen (für Kenner: WAIS ) unter einem Dach. Programme zur Nutzung von Hyper-G sind z.B. >>Amadeus<< und >>Harmony<<. Weitere Informationen zu Hyper-G können Sie unter ftp://iicm.tu-graz.ac.at oder telnet://info.tu-graz.ac.at erhalten.


Die Informationssuche mit WWW führt (oft auf verschlungenen Pfaden) über Links. Das Projekt Hyper-G versucht die Vorteile von Gopher, WWW und anderen Suchwerkzeugen unter einem Dach miteinander zu kombinieren.
Die eigentlichen Dienstanforderungen des WWW werden über einen eigenen Daemon bearbeitet, den http-Server. Bei WWW-Ressourcen beginnt daher die Angabe des URL stets mit dem Kürzel >>http:<<, also z.B.:
http://www.fmi.uni-passau.de/htbin/lt/lt2html
Hiermit wird auf dem Rechner www.fmi.uni-passau.de das in Kapitel 3.3.1 genannte Wörterbuch benutzt. Wie ein solches Benutzen nun konkret vor sich geht, ist Thema des folgenden Abschnitts.

Der Umgang mit dem WWW Netscape

Für den Umgang mit dem WWW gibt es etliche Anwenderprogramme (Clients). Falls Sie das an dieser Stelle eher erschreckt, sollten Sie weiter lesen. Denn das modernste und am weitesten entwickelte Programm namens Netscape hat sich zu einen De-facto-Standard durchgesetzt. Wenn irgend möglich, sollten Sie dieses Programm benutzen. Aufgerufen wird es unter Unix i.a. mit dem Kommando >>netscape<<. Voraussetzung ist allerdings, daß aufsetzend auf Unix auch das X Window System installiert ist. Bei den grafischen Oberflächen, wie z.B. unter MS-Windows, wird Netscape gewöhnlich durch Anklicken des entsprechenden Icons aktiviert. Die Bedienung ist unter jedem Betriebssystem gleich (es empfiehlt sich, diesen Satz mehrmals zu lesen).

Netscape ist zwar grundsätzlich ein kommerzielles Produkt, welches von der Firma

Netscape Communications Corporation
501 East Middlefield Road
Mountain View, CA 94043
USA

vertrieben wird, für einen großen Personenkreis ist die Lizenz jedoch kostenlos oder sehr preiswert. Das Programm ist per Anonymous-FTP frei erhältlich bei: ftp.mcom.com. Kostenlos ist die Benutzung für Universitäten, Schulen und andere Bildungseinrichtungen, für Non-profit-Organisationen und für Privatpersonen. Für kommerzielle Nutzer kostet es eine einmalige Lizenzgebühr von 39 Dollar. Die Firma will ihr Geld weniger mit dem Vertrieb der hier besprochenen Client- als vielmehr mit Server-Software verdienen.

Ist Netscape auf Ihrem Rechner nicht installiert und sehen Sie auch keine reale Chance, dies zu ändern, so können Sie entweder ein anderes Programm verwenden (sofern vorhanden), oder Sie müssen sich mit Hilfe des telnet-Kommandos auf einen öffentlichen WWW-Client aufschalten. Die anderen in Frage kommenden Programme heißen z.B. mosaic, lynx oder www, probieren Sie es einfach mal. Die Liste der öffentlich zugänglichen WWW-Clients finden Sie in Kapitel 4.1. Sowohl mit lynx und www als auch mit den öffentlichen WWW-Clients können Sie aber nur den Textteil der WWW-Informationen nutzen, eine Darstellung der das Medium attraktiv machenden Multimedia-Fähigkeiten ist dann nicht möglich. Mosaic hingegen ist ebenfalls ein Programm mit grafischer Oberfläche - es ist der Vorgänger von Netscape, und die Bedienung ist durchaus ähnlich.


Für jedes Betriebssystem die gleiche Bedienung des Internet: Netscape und WWW machen's möglich.
Nach dem Aufruf von Netscape sieht der Bildschirm wie in Abbildung 3.7 auf der nächsten Seite aus (und nun müssen wir - endlich - nicht mehr zwischen Unix/X Window, MS-DOS/Windows und anderen unterscheiden).

Als erstes sehen Sie die sogenannte Home page , also Ihre Einstiegs-Seite. Welche das konkret ist, hängt von den Voreinstellungen ab, die Sie oder jemand anders getroffen haben. Im Text sehen Sie unterstrichene Worte oder Satzteile. Bei einer Farbdarstellung, die Sie normalerweise auf Ihrem Bildschirm vorfinden werden, sind diese Worte auch anders gefärbt. >>Hinter<< den gekennzeichneten Worten befinden sich (unsichtbar) die Internet-Kommandos, die der Programmierer der Seite dort eingebaut hat. Klicken Sie mit der linken Maustaste dort, so geschieht im Hintergrund etwas - es wird eine Verbindung (ein Link) zu einer anderen Seite hergestellt.

Diese neue Seite kann zu einer anderen Datenquelle (Ressource) Ihres Rechners führen, aber auch zu jedem beliebigen Computer des Internet und dessen WWW-Seiten. In der Zeile >>Location:<< erfahren Sie, wo Sie sich momentan gerade befinden. Ansonsten haben Sie keinen Anhaltspunkt über den geographischen Ort, an dem sich die Daten befinden, die Sie sich gerade ansehen. In der Location-Zeile steht der jeweilige URL. Ist es Ihnen nun zu langweilig, nur den vorgegebenen Pfaden zu folgen, die der Programmierer Ihrer Home-Page eingebaut hat, so können Sie auch selber jeden beliebigen URL vorgeben. Dazu reicht ein Klick auf die Schaltfläche >>Open<<, und Sie werden nach einem URL gefragt (Angaben hierzu finden Sie in Kapitel 4). Wenn Sie die Eingabe mit dem Klick auf die nächste >>Open<<-Schaltfläche abgeschlossen haben, stellt Ihr WWW-Client die Verbindung zu dem WWW-Server her, dessen Adresse Sie mit dem URL angegeben haben. Sie können an dieser Stelle aber auch einen anderen Internet-Dienst anfordern, indem Sie z.B. das Beispiel aus dem vorigen Abschnitt

ftp://ftp.rrzn.uni-hannover.de/pub/special/lists
eingeben. Dann wird eine FTP-Verbindung zum Rechner ftp.rrzn.uni-hannover.de hergestellt, und Sie können Dateien übertragen. Würden Sie eine Eingabe der Form
telnet://shar.sidney.com.au
machen, würde eine Telnet-Verbindung aufgenommen. Sie ahnen jetzt, wie Sie das im vorigen Kapitel beschriebene Werkzeug Gopher über WWW nutzen können?
gopher://Rechnername
stellt eine Gopher-Verbindung her. Sie können zwar auf diese Weise nicht alle Internet-Dienste benutzen, aber doch alle wichtigen. Der Archie-Dienst ist im WWW in modernerer Form unter den Buttons >>NetSearch<< und >>ArchiePlex<< wiederzufinden.

Nun soll Ihnen der Umgang mit dem WWW nicht durch langatmige Beschreibungen vermiest werden, sondern jetzt sollten Sie einfach loslegen. Diese Art von >>Datenreisenden<< werden im Netz-Jargon auch >>net-surfer<<  und die zugehörige Tätigkeit >>net-surfing<< genannt.


Tip: Falls Sie jemand fragt, vom dem Sie wissen, daß er etwas mit Computern zu tun hat, ob Sie heute abend surfen gehen - seien Sie sich dann der Doppelbedeutung bewußt und antworten Sie mit >>Ja, ich habe da einen Waahnsinns-U-R-L gefunden ...<<. Sie werden sofort als Insider erkannt.

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