<< , >> , hoch , Titelseite , Inhaltsverzeichnis , Index

2.4.2 Was wird's wohl kosten?

Wenn wir uns zu diesem Zeitpunkt die Kosten in Mark und Pfennig ansehen, dann sollte es klar sein, daß diese Informationen rasch veralten, vielleicht teilweise schon überholt sind, wenn dieses Buch erscheint. Ebenso werden zu den oben genannten sieben Internet- Diensteanbietern sicher bald weitere hinzukommen. So plant z.B. die Firma Microsoft,  mit ihrem neuen Produkt Windows 95  als Nachfolger von Windows 3.1 gleichzeitig einen weltweiten Internet-Zugang anzubieten. Trotz aller zu erwartenden Änderungen bleibt aber die grundsätzliche Vorgehensweise gemäß den oben beschriebenen fünf Schritten gleich. Auch die folgenden Preistabellen werden sich zwar in ihren Zahlenwerten ändern (sprich: günstiger werden), aber auch hier bleiben die Prinzipien, nach denen die Preispolitik der Provider ausgerichtet ist, unverändert. Nun zu den Details. Grundsätzlich sind drei verschiedene Ansätze bei den Gebührentabellen vorhanden. Einmal gibt es Pauschalpreise, bei denen mit einer einmaligen monatlichen Gebühr alles abgegolten ist. Diese Gebühren haben den Vorzug, daß sie einfach und überschaubar sind. Das Gegenstück ist die volumen-abhängige Tarifierung. Mit Volumen  (oder auch Traffic ) wird dabei die Datenmenge bezeichnet, die zu Ihrem Rechner hin- oder herfließt. Das ist die gerechtere, aber auch deutlich kompliziertere Lösung. Und dann gibt es drittens noch eine Preistabelle, die einen ganz anderen Weg geht, nämlich die den Preis nach der Dauer Ihrer Verbindung zum firmeneigenen Zugangspunkt berechnet. Neben diesen drei >>reinen<< Gebührenansätzen gibt es Mischformen. Alle folgenden Preisangaben beziehen sich auf den Internet-Vollzugang. Ein einfacher Online-Account ist evtl. etwas preiswerter, ein Teilzugang mit UUCP ist in der Regel sehr viel günstiger. Fangen wir mit dem einfachsten, dem Pauschalpreis an. Derzeit bietet nur GTN & CN  GmbH, auch als Contrib.Net  bezeichnet, Pauschalpreise an. Diese sehen momentan (Mitte 1995) folgendermaßen aus: Unterschieden werden die Tarifbestandteile:
P   Privattarif (16:00-09:00 Uhr)    B  Businesstarif (24 Std.)   
W   Wählzugang                       S  Standleitung         
A   analog (Telefon/Modem)           D  digital (ISDN 64 kBit/s)   
Das Wort >>Privattarif<< bedeutet dabei lediglich, daß tagsüber zwischen 6 und 16 Uhr der Zugang nicht benutzt werden darf; die Tarifgruppe ist jedoch durchaus auch für Firmen offen. Aus den oben genannten einzelnen Tarifbestandteilen werden folgende Tarife zusammengesetzt und angeboten:
Tarifform            Preis (inkl. Mehrwertsteuer)          
   PWA                 57,50 DM                 
   PWD                115,-  DM                 
   BWA                287,50 DM                  
   BWD                862,50 DM                  
   BSA                862,50 DM                  
   BSD              4.025,-  DM                  
Konkret kostet also der günstigste volle Internet-Zugang mit Modem, wenn er tagsüber von 9-16 Uhr nicht benutzt wird, monatlich 57,50 DM. Auf der anderen Seite kostet eine exklusive Standleitung über ISDN mit einer Übertragungsrate von 64 kBit/s 4025,- DM pro Monat, der günstigste Ganztagstarif beträgt 287,50 DM im Monat. In den Pauschalpreisen ist dabei alles enthalten, Volumengebühren fallen nicht an. Betrachten wir auf der anderen Seite die Tarife mit volumenabhängigen Preisen. Dieses Gebührenmodell wird in erster Linie von den Providern NTG/ Xlink und EUnet für kommerzielle Großkunden angeboten. Dabei berechnet EUnet die monatlichen Kosten und die tatsächlich genutzte Bandbreite (das ist der monatliche Mittelwert der Datenströme). Die Preise reichen von 3695,-DM für einen Bandbreite bis 32 Kbps (=Kilo-Bit-pro-Sekunde) bis zu 26.500,-DM für den Bereich 256-512 Kbps. Kommerzielle Kleinkunden können nach dem Gebührenmodell DialEUnet aber auch den wesentlich preiswerteren Wählzugang nutzen (Preise im vorigen Kapitel 2.4.1). Günstiger sieht es hier nur für Privatanwender aus. Hier bietet EUnet den Tarif >>Personal EUnet<< an. Dafür sind 19,- DM pro Monat an Grundgebühr zu zahlen. Dazu kommt nun kein volumenabhängiger Anteil, sondern eine Verbindungsgebühr (connect time). Diese beträgt 11,40 DM pro Stunde.

Der Anbieter NTG/Xlink hat eine ähnlich differenzierte Tarifstruktur für kommerzielle Anwender und bietet für private Kunden ebenfalls einen günstigeren >>Kleinkunden-Tarif<< an.

Die Firma MAZ  und ihre regionalen Subunternehmen, die nicht PoP, sondern ISC (Internet Service Center) heißen, bieten eine recht übersichtliche Preisgestaltung. Für 50,- DM pro Monat (Schüler und Studenten die Hälfte) ist bis zu einem Datenvolumen von 3 MByte alles pauschal abgegolten. Dieser Preis gilt, wie bei Contrib.Net, für Firmen und Privatanweder gleichermaßen. Darüber hinausgehende Datenmengen schlagen mit 20,- DM pro MByte zu Buche. Dabei zählen aber die Net-News-Datenströme nicht mit, diese sind grundsätzlich im Pauschalpreis enthalten.

Des weiteren bieten viele (aber nicht alle) MAZ-ISCs einen Spezialtarif nur für Privatanwender an, den sogenannten NetSurf-Tarif: Für 35,-DM pauschal pro Monat sind alle Internet-Dienste erhältlich. IBM  geht sowohl bei der Preisgestaltung als auch bei der technischen Realisierung des Internet-Zugangs wieder einen anderen Weg. Hier ist eine monatliche Grundgebühr von 26,- DM zu zahlen. Diese beinhaltet eine kostenfreie Verbindungszeit von 3 Stunden, darüber hinausgehende Verbindungszeiten werden mit 7,- DM pro Stunde berechnet. Volumengebühren fallen nicht an. Der Zugang zu den IBM-Einwählpunkten ist normalerweise nur mit OS/2-Warp und dem zugehörigen Internet Access Kit  (IAK)  möglich. Als Schlußfolgerung aus all diesem kann man vielleicht zwei Faustregeln für die Berechnung erwartbarer Gebühren eines Internet-Vollzugangs angeben:

Ein Internet-Teilzugang mittels Online-Account  ist u.U. etwas (aber nicht viel) günstiger, ein Teilzugang mit UUCP ist meist wesentlich preiswerter und kostet gewöhnlich zwischen 20,- und ca. 60,- DM pro Monat pauschal.

Zu den bisher beschriebenen Provider-Gebühren kommen dann natürlich die Telefongebühren hinzu. Um diese in Grenzen zu halten, ist es wichtig, daß der Provider seinen Anschluß in der Telefon-Nahzone anbietet, sonst übersteigen die Telefonkosten schnell die Provider-Gebühren.


Tip: Sobald Sie ein Modem betreiben, sollten Sie verstärkt auf Ihre Telefonrechnung achten.
Ein weiterer Punkt, der hierbei noch gar nicht erwähnt wurde, ist die Qualität der Internet-Verbindung. Ein finanziell günstiges Angebot nützt nichts, wenn die Mitarbeiter einer Firma für jeden Datentransfer im Internet endlose Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Dieser Gesichtspunkt kann jedoch nur in der Praxis bzw. aufgrund von vorliegenden Erfahrungen anderer Kunden geklärt werden.

Wenn Sie diesen Abschnitt über die kommerziellen Provider nun sehr genau lesen, weil Sie nicht das Glück einer vorhandenen Netz-Infrastruktur durch eine Universität oder ähnliches haben, dann sollten Sie sich andererseits auch des Privilegs bewußt sein, die freie Marktwirtschaft nutzen zu können. Sie sind Vertragspartner eines Providers. Gefällt Ihnen dessen Service nicht mehr, so steht es Ihnen frei, sich einen besseren zu suchen.


Tip: Auch mit BTX/Datex-J können Sie am Internet teilnehmen.
Ein anderer Weg ins Internet, der insbesondere für Anwender interessant sein könnte, die im telefonischen Nahbereich keinen lokalen Provider vorfinden, führt über Datex-J , das ehemalige BTX  der Telekom. Hier gibt es derzeit folgenden Zugang:

FUN Kommunikationssysteme GmbH
Vincenz-Priessnitz-Strasse 3
76131 Karlsruhe
Tel.: 0721-9663040, Fax: 0721-9652195
EMail: fun@fun.de

Der Zugriff von BTX auf das Internet erfolgt über die Anwahl der Seite *internet#. Derzeit werden Electronic-Mail, eine Auswahl aus den Net-News, Telnet und irc angeboten; FTP und WWW sollen folgen und dürften bis zum Erscheinen dieses Buches realisiert sein. Die Preise betragen 0,20 DM/Minute für die interaktiven Dienste und 0,25 DM pro Mail an Adressen mit der Endung .de (innerhalb Deutschlands), 0,50 DM an alle anderen (international). Mit der alten maximalen Übertragungsgeschwindigkeit von 2400 bps ist das Angebot noch wenig attraktiv, aber mit der Erhöhung auf 14000 bps im Laufe des Jahres 1995 dürfte sich das ändern. Außerdem ist zu erwarten, daß auch andere Anbieter diese Marktlücke wahrnehmen und weitere Gateways von BTX zum Internet installieren werden. Auch die Telekom AG plant, noch im Verlauf des Jahres 1995 einen direkten Internet-Zugang über die BTX-Einwählpunkte anzubieten


<< , >> , hoch , Titelseite , Inhaltsverzeichnis , Index