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Saddams Söhne Bagdads blutrünstige Prinzen

Saddam Husseins Söhne Kussei und Udai verbreiteten unter dem Schutz ihres Vaters Angst und Schrecken im Irak. Dennoch waren sie ungleiche Brüder: Udai ein unberechenbarer Sadist, Kussei ein kalter Machtmensch. Zu töten wussten beide.

Hamburg - Was vor dem Irak-Krieg nur in Form von Gerüchten kursierte, verdichtete sich nach dem Sturz Saddam Husseins zur Gewissheit: Kussei und Udai, die Söhne des Diktators, nutzten ihre Position aufs Grausamste aus, um zu foltern und zu morden.

Als Erstgeborener wäre Udai, 37, der natürliche Anwärter auf Saddams Nachfolge gewesen. Als Kronprinz aber galt Kussei, weil der Ältere selbst für Saddams Geschmack zu exzessiv vorging. 1988 etwa ließ Udai Medienberichten zufolge Saddams Lieblingsvorkoster Kamel Hanna Jajjo zu Tode prügeln - weil er Saddam die Frau vorgestellt hatte, die der Diktator später heiratete. Saddam bestrafte seinen Sohn drakonisch, ließ ihn für 40 Tage ins Gefängnis werfen und angeblich gar von Wärtern verprügeln.

Udai überlebte Attentat von 1996 nur knapp

Als Hauptauslöser für Udais unberechenbare Brutalität gilt neben der Herabsetzung durch den Vater das Attentat von 1996, das der damals 31-Jährige nur knapp überlebte. Bei einem Überfall wurde er von acht Kugeln in die linke Körperhälfte getroffen und erlitt einen Hirnschaden.

Nach Kriegsende tauchten zahlreiche Diener, Geschäftspartner, Leibwächter, Sekretäre, Kollegen und Freunde der beiden Diktatorensöhne auf und berichteten westlichen Medien von ihren Erlebnissen. Dokumente, die nach dem Fall Bagdads von den Alliierten gefunden wurden, lieferten weitere grausige Details.

Zufällige Gewaltexzesse

Der Leiter von Bagdads exklusivem Jagdclub etwa berichtete dem amerikanischen "Time"-Magazin von einer Hochzeit in den späten neunziger Jahren, bei der Udai unerwartet auftauchte. Als er wieder ging, sei plötzlich auch die Braut verschwunden gewesen. Der Bräutigam habe gewusst, was mit seiner Frau geschehen sei: "Er nahm eine Pistole und erschoss sich", berichtete der Clubleiter.

Im vergangenen Oktober sei eine weitere junge Braut, ein 18-jähriges Mädchen, von Udais Leibwächtern verschleppt worden. Eine Dienerin habe gesehen, wie einer der Wächter das Brautkleid zerrissen habe. Als Udai kam, seien Schreie zu hören gewesen. Anschließend sei die Leiche der jungen Frau auf einer Decke weggetragen worden. Ihre Schulter und die linke Gesichtshälfte seien wie von Säure verätzt gewesen. Auf Udais Matratze habe Blut geklebt, im Schlafzimmer hätten Bündel schwarzer Haare und Fleischfetzen gelegen.

Seine sadistischen Vorlieben soll Udai mit perversen Methoden ausgelebt haben, die sich vor allem in einem Faible für mittelalterliche Folterwerkzeuge manifestierten. Saddams Sohn soll seine Opfer tagelang in Särge gesteckt oder an den Pranger gefesselt haben. In seiner Funktion als Chef des irakischen Olympischen Komitees ließ Udai erfolglose Sportler quälen, unter anderem mit einer so genannten Eisernen Jungfrau. Das Folterinstrument, ein Sarkophag mit nach innen gekehrten Metallspitzen, wurde nach dem Fall Bagdads im Gebäude des Komitees gefunden.

Kussei: Der skrupellose Killer

Während Udai spontan, zufällig und aus persönlichem Antrieb tötete, setzte Kussei, 35, seine Skrupellosigkeit in erster Linie für politische Ziele ein - was ihn letztendlich zum Favoriten seines Vaters machte. Nach der Niederlage im Golfkrieg von 1991 betraute Saddam seinen jüngeren Sohn mit der Zerschlagung der Schiiten-Aufstände im Süden des Irak. Kussei soll eigenhändig Aufständische erschossen und die Ermordung Hunderter persönlich befohlen haben.

Saddam war offenbar zufrieden mit der Arbeit seines Sohnes: Kussei wurde Oberbefehlshaber der Republikanischen Garde und kommandierte Teile der Geheimpolizei. Vor dem Zusammenbruch des Regimes galt Kussei nach Saddam als mächtigster Mann im Irak.

Der Diktator profitierte auf seine Weise von der Existenz seiner ungleichen Söhne. "Saddam konnte nicht eigenhändig jeden töten, den er töten wollte, und nicht jeden ausspionieren", glaubt der US-Militär- und Geheimdienstexperte Kenneth Pollack. "Dass seine beiden Söhne es für ihn erledigten, war ein kritisches Element seiner Schreckensherrschaft."

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